Tipps vom Backyard Ultra Weltrekordhalter Frank Gielen

Tipps vom Backyard Ultra Weltrekordhalter Frank Gielen

Am 19. Oktober 2024 haben Frank Gielen, Merijn Geerts und Ivo Steyaert bei den Big Dog’s Backyard World Team Championship einen neuen Weltrekord aufgestellt: 110 Stunden waren die drei Belgier unterwegs und liefen dabei beeindruckende 737,6 Kilometer.

Ich hatte die Gelegenheit, Frank ein paar Fragen zu diesem Rennen zu stellen. Er hat sich Zeit genommen, darauf zu antworten. Diese Einblicke möchte ich hier mit euch teilen. Ich hoffe, die Fragen und Antworten sind für euch genauso Aufschlussreich, wie für mich. Berücksichtigt beim Lesen bitte, dass die Fragen und Antworten aus dem Englischem übersetzt sind.

7 Fragen an Frank Gielen

1. Wie hoch war dein Trainingsvolumen 4 Wochen vor Beginn der Tapering-Phase für das Rennen?
Frank: Das Trainingsvolumen ist sehr individuell. Vier Wochen vorher kam ich gerade von einem 100-Meilen-Lauf zurück und war erkältet. Für mich bedeutet „viel Training“ mehr als 130 km pro Woche. Ich habe auch Wochen mit 160 oder 140 km gemacht, aber das hat mir keinen zusätzlichen Nutzen gebracht.

2. Wie hoch war dein Trainingsvolumen während des Taperings und wie lange hast du getapert?
Frank: Ich tapere eine Woche. Während der Woche des Backyard-Rennens.
Am Wochenende davor mache ich auch keine großen Umfänge mehr, aber ich bin in der Woche noch etwa 110 km gelaufen.

3. Wie hast du die Ernährung zwischen den Loops organisiert?
Frank: Ich habe vier Becher: Wasser, Fanta, Tee und Tailwind oder Neversecond.
Manchmal auch Cola. Ich trinke zwei oder drei dieser Becher und meine Crew kontrolliert, was ich getrunken habe. Manchmal gibt es Suppe. Ich versuche, in den meisten Runden etwas zu essen, aber etwa alle sechs Stunden nehme ich größere Mahlzeiten zu mir, die wir auf zwei Stunden aufteilen.

4. Wie hast du den Schlaf zwischen den Loops gemanagt?
Frank: Wenn ich müde werde, setze ich mich auf meinen Stuhl, lege ein kleines Handtuch über meinen Kopf und lasse mich treiben. Dabei sehe ich manchmal vor meinen geschlossenen Augen Bilder, wie verrückte Träume und lasse sie einfach kommen.

Manchmal schlafe ich tatsächlich kurz ein, manchmal bleiben es nur diese Lichtblitze und Traumbilder – aber jedes Mal fühle ich mich danach erleichtert. Schon zwei Minuten in diesem Zustand können helfen. Wenn ich zu müde werde, erhöhe ich die Koffeinzufuhr, trinke Cola oder nehme Koffeintabletten.

Schlafprobleme treten vor allem nachts auf, tagsüber halten die Hormone den Körper wach.

5. Was war der schwerste Moment im Rennen für dich und wie hast du ihn überwunden?
Frank: Ich trainiere das ganze Jahr über positives Denken, mentale Stärke und die Einstellung, ein glücklicher Läufer zu sein. In der Nacht können dunkle Gedanken deine Leistung zerstören. Vor sechs Monaten habe ich auf derselben Strecke zu früh aufgegeben. Darüber nachzudenken, warum das passiert ist, hat mir geholfen.

Erfahrung hilft dir herauszufinden, was dich stoppt. Habe ich genug gegessen? Habe ich genug geschlafen? War die Motivation weg? Habe ich meine Beine gut behandelt? Habe ich etwas vergessen? Lerne daraus.

Diesmal bin ich zwei Runden vor Schluss fast eingeschlagen gegen Ende fast zwei Runden lang eingeschlafen. Meine Crew hat mich dann kräftig mit Koffein versorgt.

6. Was waren deine wichtigsten Erkenntnisse?
Frank: Balance ist alles: beim Essen, Trinken, Tempo und Schlaf. Bleib in der Runde, denk nicht darüber nach, wie lange es noch dauert. Bleib positiv. Sieh das Ganze als etwas Schönes. Lache viel mit dem Team, finde Freunde, habe die beste Crew, kenne dein Warum und deine Motivation. Suche deine Schwachstellen und mache Pläne, um sie abzufangen.

7. Hattest du eine Support-Crew und wenn ja, wie hat sie zu deinem Rennen beigetragen?
Frank: Ja. Eine Support-Crew ist das Wichtigste, wenn du weit kommen willst. Am besten besteht sie aus anderen Läufern, denn für die Crew ist es fast genauso hart wie für den Läufer. Beim Championship in Belgien arbeiten die Crews zusammen: sie kochen, helfen, lösen Probleme und geben mentale Unterstützung. Man ist nicht allein.

Fazit

Franks Leistung liegt weit über dem, was die meisten von uns jemals erreichen werden.
Trotzdem sind seine Einblicke sehr wertvoll. Denn viele seiner Erfahrungen, Strategien und Denkweisen lassen sich auch auf kleinere Ziele übertragen.
Ob 24 Stunden, 100 Kilometer oder einfach der nächste Backyard:
Wer klug vorbereitet ist, positiv bleibt und sein eigenes Tempo findet, hat die besten Chancen, über sich hinauszuwachsen.

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